Wilhelm Wechselberger: Der Bandeirante Antônio Raposo Tavares

Dies ist die Geschichte des Pioniers und Bandeirante Antônio Raposo Tavares, seiner Eroberungszüge, seiner Liebe zu Amparo, seiner Liebe zur Heimat Brasilien, seinen Abenteuern und seinem Leben von mit und in der Wildnis.

Es ist ein Bild von Brasilien, jenem großen Land mit den so vielen Facetten.
Es ist das Bild aus dem Blickwinkel jener Pionierzeit von 1620 bis 1651, als São Paulo noch eine abgelegene staubige Ansammlung von Fazendas und Zuckerrohrplantagen war.
Tavares zog in vier Bandeiras mehr als 10.000 km quer durch Brasilien und dem südamerikanischen Kontinent vom Atlantik bis zum Pazifik.

Was ist eigentlich eine Bandeira, wer ist eigentlich ein Bandeirante?
Bandeira, das Wort bedeutet ganz einfach Fahne, und steht auch für einen Zug, für eine Expedition durch die Wildnis, durch den Dschungel durch den Sertão.
Und Bandeirantes waren die Siedler, meist aus São Paulo, die unter ihrer Fahne in die Wildnis zogen, um neues Land zu erobern.

Wie durch ein Brennglas zeigt sich mir dabei das Leben eines dieser Bandeirantes als ein Spiegel dieser Entwicklungen. Dieser Mann war Antônio Raposo Tavares. Geboren in São Miguel do Pinheiro, Portugal und doch ein Kolonialist und Brasilianer durch und durch. Antônio Raposo Tavares lebte von 1598 bis 1659.

Für die Portugiesen war er der Held, für die Spanier der leibhaftige Teufel und für die Jesuiten und viele Indianerstämme der personifizierte Tod.
Für ihn aber war Amparo der Ast von dem der Kondor Raposo zu seinen Abenteuer startete und Amparo war auch das Nest zu dem der Vogel Raposo zurückkehrte um Kraft zu schöpfen, Kraft für neue, für größere Aufgaben.

Tavares war die herausragende Persönlichkeit im entscheidenden Feldzug zur Zerstörung der stolzen und großen spanischen Republik Guayrá. Einem Gebiet, damals eine Urwaldlandschaft, heute bekannt durch die Wasserfälle des Iguaçu. War es ein Volksfest, wenn 900 Bandeirantes und 3.000 Tupí Indianer loszogen um Guayrá zu zerstören?

Tavares war der Kommandant, der die Spanier vom Territorium der Tapes vertrieb. Zwanzig Monate unterwegs durch die Serra do Mar und die Serra Geral bis zur brasilianischen Pampa. Das ist kein Urlaub in einem Überlebenscamp. Was kann man da alles erleben?

Tavares war Freiheitskämpfer und führte Attacken gegen die neuen holländischen Kolonien. Nein die Caatinga, die Trockenwüste ist kein Spaziergang, die Entbehrungen haben schon manchen zum Mörder werden lassen.

Brasilien ist ein großes Land, und seine Landschaften sind so unterschiedlich. Jede dieser Landschaften hat seinen eigenen Reiz, seine eigenen Risiken, seine eigenen Gefahren, seine eigene Schönheit.

Berühmt aber wurde Tavares durch seine letzte Bandeira.
Es war das Jahr 1649, als er die heutige Westgrenze Brasiliens erforschte, ein Gebiet, das eigentlich zum spanischen Kolonialreich zählte.
10.000 km und bald drei Jahre, in denen er Jesuitensiedlungen zerstörte, nach Edelmetallen und Edelsteinen suchte und neue Siedlungsgebiete auskundschafte.
Eine Expedition durch weite Strecken Südamerikas, durch so unterschiedliche Landschaften wie die Wälder der Mata Atlântica, den Sümpfen des Pantanal, den Vorgebirgen der Anden, den Hochebenen des Cerrado und dem Brasilianischen Bergland.
Danach folgte er den großen Flüssen nach Norden ins Amazonasgebiet, dem Mamoré und dem Madeira und von dort bis an die Mündung des Amazonas.


Über Wilhelm Wechselberger

Ich bin 67 Jahre alt ehemaliger Programmierer, habe eine Reihe von Reisen in die USA und nach Brasilien gemacht. War auch in anderen Ländern, auch eine Weltreise war dabei.
Das Wichtigste aber, mit 22 Jahren war ich fertiger Betriebswirt und habe dann für drei bis vier Jahre ein Wechselspiel zwischen Arbeit in Deutschland und Erfahrung in London/Paris getrieben.
(Damals war Vollbeschäftigung und so ging alles reibungslos.)