Janos Nibor: Nachtzug

Es ist der letzte Zug in dieser Spätsommernacht. Wo sich am Tage unentwegt Reisende tummeln, jeder Platz in Windeseile wieder besetzt ist, herrscht nun gespenstische Stille. Die letzten Fahrgäste haben sich in ihre eigene, kleine Welt geflüchtet, so weit es geht voneinander getrennt.

Wir sind dabei, beobachten, lauschen ihren Geschichten des vergangenen Tages, nur eine kurze Momentaufnahme, ein magischer Augenblick.

Draußen zieht haltlos die Welt vorbei. Das Sonnenlicht hat sich schon längst verabschiedet, um anderen Erdteilen Leben ein zu hauchen. Hier herrscht die Nacht, nur durch eine Glasscheibe von der handvoll Seelen im Inneren getrennt, zum Greifen nah, aber flüchtig und unerreichbar.

Der Zug hat Fahrt aufgenommen, bohrt sich in die immer dichter werdende Dunkelheit - und wir begleiten ihn.

Über Janos Nibor

Janos schreibt schon Geschichten, seitdem er denken kann (was vermutlich jeder Autor von sich behauptet), versucht sich hin und wieder an verschiedenen Genres, bleibt aber letztendlich doch am Phantastischem hängen. Über die Jahre haben sich hunderte Ideen und dutzende Anfänge an gesammelt, die noch darauf warten, zu etwas Vollständigen vollendet zu werden. "Nachtzug" ist sein erstes, wirklich "fertiges" Werk, und zugleich ein Experiment, aber sicherlich nicht das Letzte.