Stephan Hamacher: Torres del Paine

Silvester auf Neujahr, irgendein Jahr, Feuerwerk rund um den Globus, von der Datumsgrenze einmal um die Welt, bis auch dieser Tag verblasst und sich die Zeiger der Uhr weiterdrehen, wie im abgelaufenen Jahr, wie im kommenden Jahr.
Nichts ändert sich, die Zeit nicht und der Ort nicht. Dann sieht ein Mann an einem grauen Novembertag auf einer Litfaßsäule eine verschwommene Schwarzweißfotografie und erkennt einen Ort, an dem er vor Jahren einmal selbst gewesen war, in besseren Zeiten: das Bergmassiv Torres del Paine im chilenischen Teil Patagoniens. Und während er mit der Gegenwart hadert, machen sich seine Gedanken und Träume auf den Weg zur Geschichte hinter dem Bild, eine Expedition aus dem Jahr 1906, die von Hamburg aus gestartet war und von der drei der sechs Teilnehmer nicht mehr zurückkehrten. Auf der Zeitreise, die irgendwie auch eine Reise auf den Spuren der ersten Weltumseglung durch Magellan ist, trifft er auf die Menschen, die rund um den Globus das neue Jahr begrüßt hatten.

Über Stephan Hamacher

Geboren kurz vor der schlimmsten Flutkatastrophe, aber fernab der Elbe im beschaulichen Rheinland, neun Monate vor der Krise um Raketen auf der Zuckerinsel, die die Welt beinahe in den Dritten Weltkrieg gestürzt hätte.
Aufgewachsen in der Einöde zwischen Zuckerrübenfeldern und Resopalplatten, entkommen in die nächste Universitätsstadt. Nach der Bescheinigung, es dort geschafft zu haben, Geldquellen aufgetan als Dolmetscher und Übersetzer von surrealen Wortgefechten zwischen britischen Soldaten und deutschen Zivilisten, zwischendurch erfolgreiche Flucht auf die Grüne Insel. Vermeintlich glücklichste Zeit eines mäßig erfolgreichen Lebens. Auswanderung nach Norddeutschland im Anschluss an ein Zeitungsvolontariat. Leider der Grundstein für eine sterbende Karriere in einer toten Branche. Den Wegzug aus Hammonia nie verwunden. Der Rhein ist nicht die Elbe, aber die Träume fließen immer noch gen Meer.